(Auszug aus einem Gedicht)




Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite.

Kling hinaus bis ans Haus,
Wo die Blumen sprießen.
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass`sie grüßen.

Küsse, die man stiehlt im Dunkeln
Und im Dunkeln wiedergibt,
Solche Küsse, wie beselgen
Sie die Seele, wenn sie liebt!

Ahnend und erinnrungssüchtig
Denkt die Seele sich dabei
Manches von vergangenen Tagen,
Und von Zukunft mancherlei.

Doch das gar zu viele Denken
Ist bedenklich, wenn man küßt;-
Weine lieber, liebe Seele,
Weil das Weinen leichter ist.

In meiner Erinnerung erblühen
Die Bilder, die längst verwittert-
Was ist in deiner Stimme,
Das mich so tief erschüttert?

Sag nicht, daß du mich liebst!
Ich weiß, das Schönste auf Erden,
Der Frühling und die Liebe,
Es muß zuschanden werden.

Sag nicht, daß du mich liebst!
Und küsse nur und schweige,
Und lächle, wenn ich dir morgen
Die welken Rosen zeige...



- Heinrich Heine -


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